zynische show eines türkisen ministers

wir sollten hinters licht geführt werden. wir sollten glauben, dass die fraktion der herzlosen nicht ganz so türkis-kalt ist, wie sie es tatsächlich sind. ihnen ist das leid von kindern, frauen und männern in den lagern auf lesbos nicht nur egal, es ist ihnen recht, denn es sollen abschreckende bilder entstehen, solche, die menschen, die ihr leben retten wollen, davon abbringen sollen, sich in richtung europa zu begeben.

angesichts der bilder aus moria war die volksseele für ein paar tage zumindest irritiert. irgendwie war es nicht angenehm, die jause weiter zu geniessen, während uns bilder von dahinsichenden menschen in einem inzwischen nicht mehr existenten lager erreichten.

da schien es sogar im herzlosen österreich für einen moment ein einsehen zu geben, dass das ignorieren dieser menschen in not nicht ganz ok sein kann. bischofskonferenz, hilfsorganisationen und ngos schlugen alarm, aber der unheilige sebastian gefiel sich einmal mehr in der rolle des harten schliessers. er würde ja am liebsten helfen, aber das gewissen!

um diesem kippen der stimmung etwas entgegenzusetzen, nimmt die türkise mannschaft viel geld in die hand, sehr viel geld! sie schickt hilfsgüter nicht per spedition, sondern öffentlichkeitswirksam mit einer antonov, die pro flugstunde 30000 € kostet, nach griechenland. angeblich als die „wichtige hilfe vor ort, das ist jetzt das gebot der stunde.“ so sagt es karl nehammer in die kamera und muss bereits zu diesem zeitpunkt wissen, dass die show eben nur eine show ist und die hilfsgüter erstens einmal nicht die wirklich benötigten sind, und zweitens, dass diese hilfsgüter wohl niemals „vor ort“ ankommen werden.

irgendwo in irgendwelchen lagerhallen in athen lagern nun jene zelte und decken, die ausgerechnet von jenen ländern geschickt wurden, die jede aufnahme von menschen in not verweigern.

wir werden also zumindest veräppelt, um es nicht drastischer zu sagen. nehammer spielt den zelte-decken-clown, der von der dringend notwendigen kritik an der herzlosigkeit der türkisen ablenken soll. dass in dem neuen lager karatepe, das statt dem abgebrannten moria nun auf lesbos errichtet wird, die zustände mindestens wieder so katastrophal sein werden, lässt sich jetzt schon absehen. und dass soldaten mitten durch die kinderscharen in dem lager mit minensuchgeräten nach munition suchen, zeigt, dass sich wohl niemand irgendwelche gedanken gemacht hat, wie diesen menschen tatsächlich geholfen werden könnte.

kurz und nehammer verraten nicht nur europa, sie verraten die menschlichkeit. und das geht durch. das ist wählbar. das ist cool.

echt jetzt?

tatsächlich hilft österreich in karatepe. nicht sebastian kurz und nicht karl nehammer. es sind menschen wie doro blancke, helga longin oder ronny kokert, die wirklich vor ort sind und den menschen so gut wie möglich helfen. da geht es natürlich um die wirkliche versorgung mit dem notwendigsten, um essen und kleidung, um seelischen beistand und mitmenschliche begegnung.

dieses österreich verdient mehr aufmerksamkeit. denn die spenden an diese menschen kommen wirklich an im unterschied zu den tonnen von decken in lagerhallen in athen. der zynismus der show eines nehammer wird durch die tatkraft der ngos, durch das konkrete handeln von menschen aus österreich blossgestellt.

nur schämen wird sich dafür weder ein nehammer noch ein kurz.

nichts desto trotz ist sie in bestürzendem ausmass beschämend, die
zynische show eines türkisen ministers

ps. karatepe darf nicht zum zweiten moria werden! die menschen müssen aufgenommen werden. ein winter in unwürdigen zelten auf nacktem erdreich und mit verheerenden sanitären bedingungen ist KEINE LÖSUNG!

hier kommt die hilfe wirklich an

Doro Blancke
AT93 3842 0000 0002 7516
Verwendungszweck Lesbos
oder:
„Unser Bruck hilft“
AT30 2021 6216 9756 3700
Verwendungszweck Lesbos

bild: screenshot fb-video des innenministers

hermann glettler findet klare worte (#corona #17)

am sonntag war palmsonntag. bischof hermann glettler, hat in seiner predigt in innsbruck direkten bezug auf die situation genommen, in der wir heute stehen.

doro blancke, eine vielen von euch bekannte menschenrechtsaktivistin, die mit sehr viel engagement u.a. mit dem verein fairness asyl gemeinsam mit anderen quasi „in serie die hoffnung nicht aufgibt“, hat mir diese predigt in voller länge übermittelt.

an dieser stelle will ich zwei teile hervorheben, die mich besonders berühren:

Was ist los mit uns Menschen? Die Covid-Seuche hat unsere eingebildete Souveränität entlarvt. Wir sind viel verwundbarer als wir dachten – trotz aller Versicherungen und Absicherungen. Ohnmacht ist das momentane Grundgefühl – im System Gesellschaft und für viele persönlich bedrängend. Ohnmacht, weil niemand das zerstörerische Ausmaß der bedrohlichen Krankheit einschätzen kann. Die Wirtschaft ist dabei zu kollabieren. Arbeitslosenzahlen wie noch nie. Medizinische Einrichtungen an ihren Grenzen. In dieser Ohnmacht feiern wir Palmsonntag.

da versteht jemand ganz genau, wie es uns derzeit geht, wo die probleme liegen, die uns wirklich drücken. und er vergisst dabei niemanden:

Was ist los mit Europa? Was ist los mit unserer Verantwortung in Europa – wenn einzelne Staaten sich von demokratischen Strukturen verabschieden? Was ist los, wenn südliche Länder mit ihren Überforderungen allein gelassen werden? Was ist los mit unserer Solidarität, wenn auf griechischen Inseln Tausende Asylsuchende im Dreck hausen – in heillos überfüllten Lagern und nicht wegkommen? Bräuchten wir nicht ganz rasch viele Allianzen von Willigen, von Weitsichtigen – Allianzen von Menschen, die nach dem Programm Jesu leben, den wir heute empfangen? Ja, da wäre was los, wenn es nicht mehr primär um die nationalen Interessen ginge, nicht mehr um ungenierte Profite auf Kosten anderer und der Natur. Ja, da wäre was los, wenn die Sorge um die Schwächsten oberste Priorität hätte. Jesus wusch den Jüngern die Füße und sagte: Tut dies zu meinem Gedächtnis.

beeindruckend, wie kraftvoll doch der aus tiefem glauben formulierte auftrag für konkretes handeln formuliert wird. unabhängig, ob jemand wie glettler durch den bezug auf den glauben, andere durch bezug auf grund- und menschenrechte die lage analysieren. die konsequenz für das politische handeln sollte die gleiche sein.

da ist es wichtig, wenn möglichst viele endlich tachles reden.
hermann glettler findet klare worte.

„was ist los?“ – predigt von bischof hermann glettler in voller länge

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Bild: Universalmuseum Joanneum CC BY 2.0