polizisten demonstrieren vermummt gegen fekter

polizisten beteiligen sich an antirepressionsdemo in salzburg

am freitag fand in salzburg eine demo gegen repression und polizeigewalt statt. zirka 200 vorwiegend junge menschen, die ein klares antifaschistisches zeichen gegen die vorkommnisse der letzten monate und jahre setzen wollten, zogen in einem demonstrationszug vom vorplatz des salzburger hauptbahnhofes in die innenstadt und dort vor das gefängnis.

redebeiträge, flugblätter und transparente sollten auf die politische und polizeiliche repression gegen viele menschengruppen hinweisen.

logisch immer wieder auch im mittelpunkt heftiger protestrufe: unsere deportationsministerin und politborderlinerin. „widerstand im fekterland“ wurde immer wieder lautstark gerufen.

bemerkenswert ist allerdings, dass polizisten bereits derart unzufrieden mit der agitation ihrer chefin sind, dass sie sich an der antirepressionsdemo beteiligen. es war nur eine frage der zeit, dass sich jene, die von „ganz oben“ immer vorgeschickt werden, um harmlose demonstrationen niederzuprügeln oder friedliche asylwerberInnen gewaltsam aus dem schlaf zu reissen und zu deporteren, dagegen aufbäumen.

es muss für die offiziell begleitenden polizisten schon ein eigenartiges gefühl gewesen sein, den einen oder anderen kollegen auf einem demomarsch durch salzburg zu sichern. manche versuchten zwar durch vermummung von ihren kollegen nicht erkannt zu werden, was aber nicht geglückt ist.

unter den so vermummten polizisten, die in ihrer freizeit antifaschistische demos tatkräftig unterstützen, war ausgerechnet einer jener polizisten, die im prozess gegen die „widerstand im fekterland“-aktivisten als zeuge auszusagen hatten.

ps. ich hätte keinen polizisten durch diese berichterstattung unvorsichtigerweise „geoutet“, wenn sie nicht ohnehin von den vorgesetzen direkt am ende der demo erkannt worden wären. seine verblüffung versuchte kriminalchef huber allerdings mühsam zu verbergen.

pps. auf indymedia schreibt offensichtlich ein vertreter der exekutive „ihr ward sicher keine 200, mehr als 100 vielleicht“ – waren es dann am ende ca. 80 – 90 polizistInnen?

familie komani darf definitiv bleiben

bleiberecht ohne wenn und aber

dies ist keine utopie, dies ist die moralische verpflichtung unseres landes und aller agierenden, die in dem schrecklichen fall der schweren traumatisierung zweier kleiner mädchen, ihres vaters und ihrer mutter noch etwas zu sagen haben.

es ist unvorstellbar, dass die zwillinge nun nach brutalster deportation und schliesslich auch nicht leicht verkraftbarem aufenthalt in pristina und dann der rückkehr ins mediale blitzlichtgewitter nun neuerlich zwischen die mühlsteine einer ohnehin nicht akzeptablen rechtsmaschinerie geraten sollen, was wiederum für monate und jahre ungewissheit und verunsicherung bedeuten würde.

wer dieser familie nach alldem, was ihr zugemutet und angetan wurde, nicht ohne zu zögern und ohne wenn und aber das wohlwollenste bleiberecht, das unsere gemüter aufbringen können, einräumt, macht sich einer neuerlichen und fortgesetzten traumatisierung schuldig.

dies gilt auch für die rechtsvertreterInnen, die die familie beraten und betreuen: jeder bürokratische akt, jede rechtliche hin- und herinterpretation, jeder versuch, die angelegenheit so oder so anzugehen wird nur zur neuerlichen verletzung von kinderseelen und jener der eltern.

wer dieser familie mit gerichtlichen und – vollmacht hier und verfügung dort – polizeilichen aktenbündeln nachrennt, mag es vielleicht gut meinen, wird aber ungewollt zu komplizen der täterInnen.

wer mag sich eine neuerliche abschiebung der familie komani vorstellen? in einem halben jahr? in einem, drei oder fünf jahren?

jetzt ist mut angesagt, das einzig richtige zu fordern:

familie komani darf defintiv bleiben. ohne wenn und aber.
das sind wir dieser familie mit ihren kleinen töchtern schuldig.

nach erstreflex dringend weiterdenken

refugiados en malta / refugees in malta (olmovich / cc)

kritik darf nicht im erstreflex stecken bleiben. weiterdenken ist angesagt. wenn jetzt zahlreiche institutionen, initiativen und einzelpersonen lautstark proklamieren, dass kinder nicht ins gefägnis gehören, so ist das in jedem falle richtig und zu unterstützen. http://www.gegen-unrecht.at/

kein wunder. die bilder der abgeschobenen kinder erschüttern wirklich schnell. da ist der „das darf doch nicht wahr sein!“-reflex schnell da. immerhin. aber wir müssen weiterdenken. was haben wir da erkannt? geht es da nicht in wirklichkeit um noch viel mehr?

gerade gestern habe ich in einem sehr persönlichen gespräch mit einem flüchtling erfahren müssen, dass er fest vor hat, im falle seiner abschiebung sich umzubringen. nach all dem, was er bis dato durchmachen musste, über all die jahre, würde er die abschiebung, das rückversetzt werden auf null im spiel seines lebens, nicht verkraften.

darf uns das wirklich egal sein?

sind nicht flüchtlinge, also menschen, die aus bedrängnis und lebensgefahr bei uns schutz suchen, ebenso angewiesen auf unseren schutz, wie diese kinder? wie gesagt, es ist gut, dass uns noch etwas empören kann.

wenn wir uns gegen die hinrichtung von behinderten menschen oder minderjährigen einsetzen, so eben nicht deshalb, weil die hinrichtung anderer richtiger wäre, sondern weil in diesen fällen die grausamkeit und absurdität nur besonders sichtbar wird.

und ebenso ist dies bei den abschiebungen: sie sind grundsätzlich zu hinterfragen. wenn menschen etwas verbrochen haben, sollen sie sich vor gericht verantworten müssen, wie alle anderen. wenn sie nur von wo anders kommen, darf dies kein verbrechen sein. und schon gar kein grund, ihnen nach einer langen geschichte der schwersten traumatisierungen noch weitere schwere traumen zuzufügen.

was für kinder gilt, gilt für familien ebenso wie für einzelne menschen.
kein mensch ist illegal.

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foto: olmovich: refugiados en malta / refugees in malta (creative commons)

paukenschlag im freunde-schützen-haus?

die gestern abend von karin klaric – verein purple sheep – verbreitete aussendung ist nun innerhalb eines tages nach der „bauernopfer“-versetzung der 2.paukenschlag in sachen asylpolitik.

dass sich nun ausgerechnet die rechtsvertreterin jener beiden 8jährigen mädchen der familie komani einen „gemeinsamen weg“ mit der politborderlinerin fekter vorstellen kann, muss auf viele, die den verein purple sheep tatkräftig unterstützen, zumindest überraschend wirken.

eine presseaussendung, die gleich mit einer ultimativen lobhudelei für unsere deportationsministerin beginnt, verwirrt in diesen tagen sehr.

was steckt da dahinter? was ist da gelaufen?
ich hoffe auf dringende aufklärung.

original aussendung apa ots

onlineanzeige? sofort!

schotter_gatogatogato (cc)

unsere deportationsministerin hat nun angekündigt, dass auch online-anzeigen möglich werden sollen. ich ergreife gerne die gelegenheit, diese möglichkeit sofort zu nutzen und zeige hiermit online an:

jemand in unserem land holt immer wieder schwerbewaffnet kinder aus dem schlaf und nimmt sie in ein gefängnis mit, um sie dann zu deportieren.

jemand holt immer wieder kinder aus unseren schulen und verschleppt die dann ausser landes.

jemand deportiert angehörige von familien, während andere mitglieder von diesen familien im krankenhaus sein müssen.

jemand traumatisiert ohnehin schon schwerst traumatisierte menschen immer wieder aufs neue und überlässt sie dann oft irgendwo einem ungewissen schicksal.

jemand verbreitet in unserem land ein klima der angst, der gewaltanwendung gegen die schwächsten und schutzbedürftigen.

jemand macht zahlreiche schutzsuchende menschen und deren freundInnen schlaflos und permanent alarmiert.

jemand lässt junge menschen derart verzweifeln, dass sie sich umbringen.

jemand verschweigt todesfälle im eigenen zuständigkeitsbereich.

jemand deportiert menschen an orte, wo lebensgefahr für sie herrscht.

jemand zerstört jahrelang mühevoll erarbeitete therapieerfolge psychisch schwer belasteter menschen mit übergriffen in deren leben.

jemand verwechselt schottersteine mit menschen.

ps. diese anzeige ist keine anzeige gegen unbekannt und es gilt keine unschuldsvermutung.
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foto: gato_gato_gato (creative commons)

leichtfertigkeit rächt sich – immerwieder

zugdererinnerung_ela07 (cc)

viele von uns haben es wirklich nicht für möglich gehalten, dass sich szenen, wie wir sie aus dem dritten reich kennen, wiederholen. nacht- und nebelaktionen, menschenjagd, familien, die auseinandergerissen werden, massenabschiebungen, repressive gewalt der exekutive. die liste ginge noch lange weiter.

wie kann es möglich sein, dass es wieder zu totalitären tendenzen kommt, die sprache über umvolkung, überfremdung und volkszerstörung hochkommt und wieder in andersgläubigen nur feinde der eigenen identität gesehen werden?

haben wir nicht gelernt? und warum nicht? weil in wirklichkeit nicht wirklich aufgeräumt wurde. nicht aufgearbeitet. „die ewig gestrigen“ haben wir sie vor 35, 40 jahren genannt, (ich bin jahrgang 1956, anm.) „die sterben eh von selber aus“ haben wir oft genug gehört. oft als argument, doch nicht unbedingt immer wieder weiterzubohren und nachzufragen, nicht der sache auf den grund zu gehen, nicht wirklich aufzuklären. viele von uns dachten offensichtlich wirklich, die sache würde sich von selbst erledigen.

wie genau die mechanismen der vorgeschichte der shoa waren, haben viele analysiert, nur trotzdem viel zuwenige davon kenntnis genommen. viele wissen zwar, wie schnell damals der funke zum grössten brand der europäischen geschichte überspringen konnte.

aber wir sind offensichtlich nicht sensiblisiert. was nützt uns ein (ohnehin lückenhaftes) wissen über historische fakten, wenn wir uns nicht wirklich damit auseinandergesetzt haben, also eben die gefühle nicht entwickelt und kultiviert haben, die uns umgehend alarmieren sollten, wenn auch nur der keim einer wiederholung von rassismus und fremdenhass aufkommt?

die leichtfertigkeit von gestern, die uns eine innere sensibilisierung durch genaues hineinsehen in die mechanismen der geschichte unserer eltern und grosseltern erspart hat, rächt sich nun. wir sehen entsetzt zu, wie sich wieder die bilder wiederholen, die schon einmal ins verderben geführt haben. und wir erkennen wieder die stumpfen massen, die niemals gelernt haben, zu reflektieren und derart mit sich selbst beschäftigt sind, dass sie bereit sind, eiskalten wiederholungstäterInnen ihre stimmen zu geben.

die sprachlosigkeit jener, die eigentlich als moralische instanz gelten könnten, ist nicht nachzuvollziehen. wo bleibt das grosse, eindeutige stopp? sind denn alle nur mehr mit sich selbst beschäftigt?

nicht auszudenken, wenn wir jetzt nicht – im letzten moment – endlich die aufarbeitung und sensibiliserung schaffen. dann werden wieder nächste generationen fragen müssen, warum denn „damals“ niemand etwas unternommen hat.

das ist wirklich das makabre in diesen tagen. die von manchen von uns in der jugend gestellte frage an die früheren generationen, wie denn so etwas passieren konnte, haben wir zwar damals oft nicht wirklich beantwortet bekommen. wenn wir heute unser europa betrachten, dann ist das die späte antwort auf die frage, wie so etwas begonnen hat.

wir müssen uns aufraffen und aufstehen. nicht auf „die da oben“ warten. wir müssen endlich die drohenden zeichen der zeit erkennen und hoffen, dass uns nicht eine herannahende krise ins verderben stürzt. denn die reflexe krise, probleme, schuldzuweisung, deportation, feuer und mord gehen schnell. ganz schnell.

machen wir schluss mit dem albtraum.

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foto: ela07 (creative commons)

KURZMELDUNG: araksya manukjan ist wieder aufgetaucht! geht jetzt der zynismus von vorne los?

oder sollten die worte fischers von heute bei der politborderlinerin etwas bewirkt haben?

hoffentlich haben die deportationen ein sofortiges ende!

nachdem die polizei die mutter mitten in der nacht auf der strasse aussetzte, ist nun offensichtlich die tochter aufgetaucht.

http://orf.at/#/stories/2020121/

ausserdem gab es heute berichte über die geplante abschiebung einer 5jährigen…

schluss!!!!!

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nachtrag 19:52 artikel in den nachrichten.at: http://www.nachrichten.at/nachrichten/chronik/art58,484942