weg mit den kreuzen in klassenzimmern!

die jüngsten forderungen der FPÖ niederösterreich, kreuze verpflichtend in allen klassenzimmern anzubringen und verstärkte nikolo- und krampusbesuche in schulen einzuführen, sind ein alarmierendes beispiel für die politische instrumentalisierung von religion. es ist höchste zeit, eine konsequente trennung von kirche und staat durchzusetzen und religionen, unabhängig von ihrer ausrichtung, aus dem öffentlichen bildungswesen herauszuhalten.

bildung statt indoktrination

schulen sind orte der bildung, nicht der missionierung. ihre aufgabe ist es, kritisches denken zu fördern, wissen zu vermitteln und auf eine pluralistische gesellschaft vorzubereiten. indem religiöse symbole oder traditionen in den mittelpunkt gestellt werden, gefährden wir die neutralität des bildungssystems und benachteiligen all jene, die einer anderen oder keiner religion angehören. dass genau das die politische absicht wäre, kann zumindest geglaubt werden. dennoch kann das nicht einfach so stehen bleiben.

die FPÖ argumentiert, dass kreuze und christliche traditionen das „kulturelle erbe“ schützen. doch welche botschaft senden wir an schüler:innen, die in einem (hoffentlich bald wirklich) säkularen staat wie österreich aufwachsen, wenn ein bestimmtes glaubenssystem staatlich bevorzugt wird? statt integration und vielfalt zu fördern, schafft diese politik ausgrenzung und spaltet die gesellschaft.

die verankerung religiöser symbole im öffentlichen raum ist ein relikt vergangener zeiten, in denen kirche und staat untrennbar verbunden waren. heute leben wir in einer pluralistischen gesellschaft, die sich durch verschiedene glaubensrichtungen, weltanschauungen und lebensweisen auszeichnet. religion sollte daher privatsache sein – frei gelebt, aber nicht von staatlichen institutionen auferlegt.

ein klassenzimmer mit einem kreuz an der wand ist keine neutrale lernumgebung, sondern ein signal, dass eine bestimmte weltanschauung vorrang genießt. dies widerspricht nicht nur dem prinzip der gleichbehandlung, sondern auch der realität einer immer diverser werdenden gesellschaft. schulen sollten werte wie toleranz, respekt und kritisches denken fördern – werte, die ohne religiöse bevormundung auskommen.

die forderungen nach einem verpflichtenden kreuz im klassenzimmer lenken von den eigentlichen herausforderungen im bildungssystem ab. überfüllte klassen, veraltete lehrpläne, lehrkräftemangel und fehlende schulsozialarbeit sind die realen probleme, die es zu lösen gilt. statt sich mit diesen zentralen fragen auseinanderzusetzen, inszeniert die FPÖ eine politische show, die auf einfache antworten für komplexe gesellschaftliche herausforderungen setzt.

die argumentation, dass ein kreuz im klassenzimmer christliche werte stärken soll, ist zudem heuchlerisch. werte wie nächstenliebe, gerechtigkeit und respekt brauchen keine religiösen symbole – sie sind universell und können von menschen unabhängig von ihrem glauben geteilt werden.

trennung von kirche und staat: ein gebot der zeit

die verfassung verlangt, dass der staat neutral bleibt und sich nicht in glaubensfragen einmischt. es wäre ein fataler fehler, diese neutralität zugunsten populistischer forderungen zu opfern. österreich braucht keine weiteren debatten über religiöse symbole im öffentlichen raum, sondern eine klare absage an jegliche vermischung von religion und staat.

das modell der konsequenten trennung – wie z.b. in frankreich – zeigt, dass eine säkulare schule kein angriff auf religion ist, sondern die grundlage für eine gerechte und gleichberechtigte gesellschaft. jed:e schüler:in soll sich in der schule willkommen fühlen, unabhängig davon, ob sie oder er an gott, mehrere götter oder gar nicht glaubt.

die forderungen der FPÖ sind nicht nur ein rückschritt, sondern wiedereinmal ein angriff auf das grundprinzip eines modernen, pluralistischen staates – was natürlich kein zufall ist. bildungspolitik darf nicht zum spielball religiöser oder politischer interessen werden. wenn wir eine gesellschaft wollen, in der vielfalt und respekt gedeihen, dann müssen wir jetzt handeln – für die konsequente trennung von kirche und staat und für schulen, die allen gehören, nicht nur einer bestimmten glaubensrichtung.

religion gehört ins privatleben, nicht ins schulsystem.
weg mit den kreuzen in klassenzimmern!

KJJS, CC BY 2.0, via wikimedia commons

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Autor: bernhardjenny

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Ein Gedanke zu „weg mit den kreuzen in klassenzimmern!“

  1. Natürlich bin ich hier als alter Atheist und Säkularist ganz der Meinung, dass Kreuze aus den Klassenzimmern gehören, und Religion aus der Schule verschwinden soll. Ein erster Schritt nur, nebenbei, auch das Paralleluniversum konfessionelle Privatschulen muss angegangen werden, indem man die öffentlichen Förderungen streicht (nominell „nur“ die Lehrergehälter, inoffiziell ist’s ein bisserl mehr) bzw. diese Schulen verstaatlicht. Detto bei den konfessionellen Spitälern. Lange Liste, das alles…

    Was man freilich bei der FPÖ-Forderung dazusagen muss: Die ist offene Verarsche. Die fordern etwas, was – leider – gesetzlich seit Jahrzehnten vorgeschrieben ist. Die Republik Österreich hat sich mit dem Schulkonkordat verpflichtet, in allen Klassenzimmern Kreuze aufzuhängen, wenn die Mehrzahl der Schüler einer Schule nominell dem christlichen Glauben angehören. (Genau genommen verpflichtet sich die Republik, die 1945 entsprechend eingeführten Gesetze weiter beizubehalten.) Wenn die FPÖ NÖ also fordert, dass überall Kreuze aufgehängt werden sollen, tut sie so, als gebe es weder das Schulkonkordat noch die entsprechenden Gesetze. Sie lügt also wieder mal die Berge weg.

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