schluss mit dem holocaust-gedenken

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wir sollten es sein lassen. jeden 27.jänner immer wieder die gleiche leier. „nie wieder“, „verantwortung“, „gedenken“ und viele anderen salbungsvollen worte schmücken die pressemeldungen und artikel rund um den gedenktag der befreiung von auschwitz.

österreich setzte im vergangenen jahr ein zeichen, beeindruckend viele menschen versammelten sich am heldenplatz. aber sind diese zeichen repräsentativ für ein land, das ob seines reichtums nicht bereit ist, vor krieg, mord und elend flüchtende menschen ohne wenn und aber schutz zu bieten?

macht es sinn, dass ein land des extremsten wahnsinns der shoa feierlich gedenkt, als wäre es eine katastrophe auf einem anderen stern gewesen, während hier mitten in unserer gesellschaft schamlos wieder gegen menschen eines bestimmten glaubens, einer bestimmten herkunft, einer bestimmten hautfarbe offen gehetzt wird?

was nützt uns das „nie wieder“ auf unseren lippen, wenn wir gleichzeitig akzeptieren, dass menschen pauschal als gefahr für unsere kinder und frauen bezeichnet werden, nur weil sie bei uns schutz suchen? wieviel heuchelei verträgt ein land im alltag? und wieviel an einem gedenktag?

der holocaust ist in seiner dimension absolut nicht mit den heutigen geschehnissen vergleichbar – derartiges wäre eine unvertretbare verharmlosung der unfassbaren katastrophe, die der nationalsozialismus verursacht hat.

die anfänge aber, die es ermöglichten, dass so viele menschen „zwar wussten“, dass diese und jene „halt nicht gern gesehen“ waren, ähneln sehr wohl den heutigen dynamiken. die vorgänge, bei denen so viele menschen nichts gegen die sich ständig steigernde hetze gegen jüd_innen, roma und sinti, lesbisch-schwule und politisch andersdenkende unternahmen, lassen sich heute nachvollziehen.

mancherorts wird die diskriminierung sogar schon von den stigmatisierten „flüchtlingen“ gleich auf alle menschen mit „migrationshintergründen“ ausgedehnt, bürgerwehren sollen wieder den von angstbotschaften verunsicherten menschen eine sicherheit vermitteln, die in wahrheit legitimierte menschenjagd auf ausgegrenzte sein kann.

und die braunen werden wieder gewählt.

es hat also wenig sinn, der vergangenheit zu gedenken, wenn wir die gegenwart nicht bewerten.

die liebäugelei des volkes mit den rechten würden verantwortungsvolle politiker_innen mit besonderen anstrengungen für eine seriöse arbeit und differenzierte kommunikation beantworten – das gegenteil passiert.

und eine verantwortungsvolle presse müsste anstelle öl ins feuer zu giessen ebenso mit aufklärung jene zerrbilder entlarven, die hetzende gruppen auf laufendem band produzieren und verbreiten. aber auch hier passiert das gegenteil.

dem stumpfen populismus wird immer noch primitivere verkürzung und noch schlimmere vereinfachung nachgeschoben. weil das „ankommt“. wo das enden kann, ja sogar enden muss, daran denkt anscheinend kaum jemand.

es ist also pure, sinnentleerte folklore, wenn morgen wieder dort und da feierlich „gedacht“ wird.

solange unser land so lahmarschig auf die aufkommende rechte gefahr reagiert, machen blumige worte keinen sinn.

schluss mit dem holocaust-gedenken

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foto: christian michelides licence cc by sa


Autor: bernhardjenny

kommunikationsgestalter meine unternehmen: jennycolombo.com, conSalis.at blogger, medienkünstler, autor, erwachsenenbildner salzburg - wien

7 Kommentare zu „schluss mit dem holocaust-gedenken“

  1. Da reitest du ein falsches Pferd, Bernhard, lass uns doch zuerst die 756 anderen falschen und scheinheiligen Sitten und Bräuche in diesem Land abschaffen. Die Art und Weise des Gedenkens zu verändern, Bezüge zur Gegenwart herstellen – unbedingt, ja, aber durch die Abschaffung dieses Gedenkens allein wird die Gesellschaft kein Jota besser.

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    1. bei genauerer lektüre meines blogs – dachte und denke ich – sollte mehr als klar sein, dass ich weder antisemit noch sonst ein rechter denker bin. ich kann und will das gedenken ohnehin nicht abschaffen, im gegenteil. ich bin nur alarmiert darüber, dass wir als ganze gesellschaft den widerspruch „aushalten“, einerseits salbungsvoll zu gedenken und andererseits kaum etwas bis gjjjranichts gegen die rechten zu unternehmen. das was manche veranstalten arbeitet den braunen in die hände und viele sehen wie gelähmt der schlange zu… ich will wachrütteln und alarmschlagen. laut und mitunter mit kräftigen impulsen.

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  2. Wie recht du hast Bernhard ! Ich schwanke auch zwischen sprachlos, wütend und enttäuscht über die Willkür mit welcher masslosen Überheblichkeit die Politiker sich anmassen über Menschen wo sie sein sollen zu entscheiden ! Jetzt ist auch die SPÖ in die Knie gegangen und kopiert und übernimmt die „politischen“ Ambitionen der Partei, die wie alle nur zu gut kennen durch ihre Hetzerei und oft sehr menschenfeindliche und Empathie fernen Aussagen und Massnahmen wie mit Zuwanderung umzugehen ist nämlich gar nicht erst in unsere Nähe lassen ! Ich spreche von dem Unwort „Obergrenze“ und die letzte Überlegung unsere neuen Verteidigungsminister, mit einem Fuss in seinem neuen Büro und schon spricht er von Herkulesmaschinen, die bereitgestellt werden würden um Menschen abzuschieben ! Aber wie du schreibst : „wir gedenken ja alle Holocaust und es soll nie wieder so sein“! Eine wahrhaftige Chuzpe nenn ich das !

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  3. ich würde da noch weitergehen – letztlich ist die extreme rechte ja doch nur ein symptom und ein werkzeug wie anno nazimal. reaktion und kapital treiben da an, konservative und feige sozialdemokraten schieben auch noch an. (siehe asylgipfel, polizeigesetze, militäreinsätze, die unsägliche milei, sparprogramme, das verschieben der steuerbelastung von den großen auf die kleinen, und, und, und…) da liegt der hund begraben. darüber müßte man reden und darüber, daß antifaschismus sich nicht darin beschränken darf, ein paar ewiggestrige zu kritisieren…

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    1. stimme dir da voll zu. antifaschismus bzw. „nie wieder“ kann nicht beim anklagen der alten täter_innen stehen bleiben, sondern muss diejenigen, die wieder ins gleiche fahrwasser kommen, aufzeigen, anklagen und hetze als solche entlarven. aber das passiert viel zu wenig.

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