grapschen muss sein

foto: robin robokow cc licence by

wie soll sonst die wirtschaft funktionieren? wenn wir nicht mehr in handarbeit die qualitäten unserer mitarbeiterinnen überprüfen können? wo kommen wir da hin, wenn jetzt schon alles verboten wird? am ende kommt es zu keinen eheschliessungen mehr, weil wir nicht mehr das richtige gefühl für unsere potentiellen partnerinnen bekommen! und überhaupt, wie soll der büroalltag in die gänge kommen? kein freundlicher begrüssungsgriff auf oder zwischen die pobacken zur morgentlichen ermunterung? „na, hat es dir dein stecher ordentlich besorgt oder brauchst du noch was?“ kein griff in die titten mit der bitte, ob sie dir vielleicht den nächsten kaffee doch mit milch bringt, obwohl du sonst immer schwarz trinkst? keine umarmung der mitarbeiterin, wenn wir ihr die exceltabellen erklären und „dass sich immer alles auf sex ausgeht“? wird jetzt am ende schon der kurze griff zwischen die oberschenkel kriminalisiert, obwohl wir uns nur überzeugen wollen, ob die kollegin genug drunter trägt? das ende der österreichischen wirtschaft naht, wenn dieser unsägliche grapsch-paragraph in kraft treten sollte! wem fällt denn sowas ein, ach so, ja die, die …..

foto: robin robokow cc licence by

schnitt. an dieser stelle muss ich die stimmungsmässige wiedergabe der kommentare in diversen foren und plattformen beenden. es wird unaushaltbar. es ist menschenverachtend und gefährlich. gefährlich deshalb, weil die argumentationslinien jener machos, die sich über heinisch-hoseks projekt echauffieren ein fatales signal setzen: ist doch eh ok. wenn wir mal hinlangen. es wird das signal gesetzt, dass es nicht immer das einverständnis des gegenübers braucht, wenn wir hinlangen. das hören viele, auch jene, die gerade dabei sind, sich zu orientieren.

das motto heisst nicht mehr „geiz ist geil“, sondern „geil ist alles, was ich mir nehme“. und zu dieser freiheit, „was ich mir nehme“ gehören jegliche anzahl von objekten und dingen: ärsche, einzelne backen, brüste, einzeln oder im doppelpack, schenkel, schultern, knie, ohrläppchen oder schon mal der deftige griff ins feuchte. neoliberalismus auf der „sach“-ebene frau. wir nehmen uns, was uns gefällt. die sollen froh sein, so lange wir sie nehmen. je billiger, umso besser.

wie peinlich eine solche diskussion ist, wie entwürdigend, das sollte eigentlich der überwiegenden mehrheit der gesellschaft klar sein. im zeitalter der (angestrebten) gleichberechtigung, in zeiten, wo … ja eben. auch auf dieser ebene sind die dinge längst nicht so, wie sie sein sollten; keine angleichung des lohnniveaus. keine absolute gleichstellung. immer noch gläserne decken dort und da. oder manchmal gar nicht so gläsern.

wir brauchen uns nicht zu wundern, dass die faktische gleichstellung noch lange nicht funktioniert, solange wir akzeptieren, dass u.a. ein nationalratsabgeordneter vox populi die einführung eines gesetztes bedauert, das eigentlich nichts anderes will, als die simpelsten grundrechte aller menschen in einem häufig durch übergriffe gestörten bereich zu sichern. die inhalte bekommen volksschüler_innen in den ersten aufklärungsstunden zu hören: „mein körper gehört mir“, „niemand darf mich hier berühren, wenn ich es nicht will“ und „ich habe das recht, nein zu sagen!“

das grunzende lachen der machos in dieser angelegenheit wirft uns unendlich weit zurück. und es wird uns deutlich vor augen geführt, dass es wirklich noch sehr weit ist, bis sich hier definitiv was ändert. wir können nicht mehr behaupten, wir wären eine reife gesellschaft. allein, dass das gesetz überhaupt entwickelt werden muss, um etwas klar zu stellen, was längst selbstverständlich sein sollte, ist dramatisch genug. aber der ton mancher reaktionen lässt an unseren begriffen von freiheit und gleichheit zweifeln.

glauben doch manche wirklich:
grapschen muss sein

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hinweis: der autor hat in diesem artikel bewusst die sonst in seinen artikeln stets übliche form des „genderns“ nicht durchgehend eingesetzt, da es angesichts der sachlage in dieser thematik zu missverständlichen verzerrungen der inhalte käme. ungleichheit lässt sich kaum mit „gleicher sprache“ ausdrücken.

foto: robin robokow cc licence by

dieser artikel ist am 14.4.2015 auf fischundfleisch.at erschienen und ist dort ebenso aufrufbar.

Autor: bernhardjenny

kommunikationsgestalter meine unternehmen: jennycolombo.com, conSalis.at blogger, medienkünstler, autor, erwachsenenbildner salzburg - wien

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