in notaufnahme von mutter getrennt – schubhaft?

alarm

die schriftstellerin julya rabinowich hat gestern erlebt, wie mit einem schwerkranken mädchen und ihrer mutter im akh wien umgegangen wurde. das hier zitierte gedächtnisprotokoll von julya rabinowich wurde bereits von corinna milborn und inzwischen vermutlich anderen verbreitet. ich denke es ist grund genug, dies möglichst auf vielen wegen zu verbreiten und alarm zu schlagen. wir müssen aufwecken, aufrütteln und weiter verfolgen, was mit den beiden frauen passiert bzw. wie überhaupt in unserem staat mit schwer kranken menschen und ihren angehörigen umgegangen wird!

zitat gedächtnisprotokoll julya rabinowich:

Das Gedächntisprotokoll:
Wichtig ist für mich festzuhalten, dass die Ärztin sich aufmerksam und empathisch um die Patientin gekümmert hat. Wichtig ist für mich auch festzuhalten, dass ich im AKH seit Jahren viele Mitarbeiter und Ärzte erlebt habe, die engagiert und sehr menschlich und um die Patienten bemüht vorgegangen sind. Die Gesetzeslage ist jedoch so, dass mit Dienst nach Vorschrift seitens der Exekutive solche Situationen entstehen, die so nie entstehen dürften. Die Politik braucht humane Lösungen!

TEXT, So 8.09.2013
Notaufnahme. Gedächtnisprotokoll von Julya Rabinowich.

Ich war gestern, Samstag, abend als Patientin am AKH. Und wurde dabei Zeugin davon, wie eine Mutter per Polizei von ihrer schwerkranken Tochter getrennt wurde (die dann später selbst abgeholt wurde). Das Verbrechen der beiden: Keine Aufenthaltsgehemigung. Beide sind aus Tschetschenien, wollten einen Asylantrag stellen – waren aber zuvor in Polen. Derzeit befinden sie sich im Anhaltezentrum in der Rossauer Lände in Wien.

„Gestern Nacht im AKH: werde – selbst als Patientin auf der Notfall sitzend- darauf aufmerksam, dass ein junges Mädchen mit verzweifelter Mutter daneben auf einer Liege hineingeschoben wird. Beide sprechen kein Wort Deutsch. Ich biete mich als Dolmetscherin an. Die beiden sind aus Tschetschenien, das Mädchen ist mit Schmerzen auf der Strasse zusammengebrochen. Jemand rief die Rettung. Beide sind unversichert.

Mutter gibt an, auf dem Weg nach Traiskirchen gewesen zu sein, als die Tochter zusammenbrach, um dort einen Asylantrag zu stellen. Die Rettung wurde von Unbekannten verständigt. Die Mutter weiß nicht genau, wo sie sich befinden. Das Mädchen ist schwer krank und leidet an Niereninsuffizienz und hohen Blutdruckschüben. Das Mädchen hat gelbliche Gesichtsfarbe und große Angst.

Die Polizei wird verständigt. Es erscheinen: vier Polizisten für eine verzweifelte Mutter und eine bettlägerige Tochter. Die Tasche der Mutter wird öffentlich durchsucht. Sie war zuvor schon einmal in Polen. Die Frau wird, da illegal, von der weinenden Tochter – die im Spital bleibt, völlig allein- getrennt und in die Rossauer Lände gebracht. Die Tochter wird wie eine Schwerverbrecherin von zwei Beamten bewacht, aufs Klo eskortiert und noch im Behandlungszimmer mit ernster Miene bewacht, in dem ich der aufmerksam behandelnden Internistin die Diagnosen der russischen Dokumente übersetze: lange Spitalsaufenthalte, schwere Medikation mit Nebenwirkungen, schlechte Werte. Auch jetzt sind die Werte nicht gut.

Auch jetzt hat sie Schmerzen. Ich frage, ob man sie aufnehmen könnte. Die Mutter ist weg, nur noch ich bin da. Das könnte meine Tochter sein, sage ich zum Polizisten. War das notwendig, die Mutter wegzubringen? Sie hätte mit ihr hier warten können. Er sagt nichts. Ich sage: sie ist 1995 geboren, das ist noch fast ein Kind. Er sagt: Pfff. Später erfahre ich, dass beide in der Rossauer Lände sitzen, ich kann sie nicht erreichen, die Erstbefragung wird bald gemacht. Die weiteren Stunden werden über die weitere Krankenversorgung entscheiden. In Polen wird es anders aussehen als in Wien, sage ich. Einer sagt: wir können die Welt nicht retten.“

UPDATE 9.9.2013 14:30

der aufschrei von julya rabinowich war erfolgreich, heute wurde im ö1 mittagsjournal berichtet und viele haben das an die medien weitergetragen! soeben schreibt julya rabinowich:

UPDATE UPDATE UPDATE UPDATE:

KEINE ABSCHIEBUNG ERFOLGT, BEIDE HABEN EINEN ASYLANTRAG STELLEN KÖNNEN, BEIDE SIND JETZT IN TRAISKIRCHEN!!!!

BINGO UND FREUDE!
ICH GEHE JETZT EIN KÜCHLEIN DRAUF HEBEN!!!!!

das engagement hat also zumindest schlimmeres verhindert!
öffentlicher druck ist vermutlich die einzige sprache, die unsere herzlose politik versteht. traurig genug, aber jetzt freuen wir uns mal mit julya rabinowich und den beiden frauen!!!!

Autor: bernhardjenny

kommunikationsgestalter meine unternehmen: jennycolombo.com, conSalis.at blogger, medienkünstler, autor, erwachsenenbildner salzburg - wien

11 Kommentare zu „in notaufnahme von mutter getrennt – schubhaft?“

  1. meine Illusion, Wut, Trauer, Ärger, Frust für ein paar Stunden ausgeblendet oder vielleicht sogar bewältigt zu haben … für ein paar Stunden, wie gesagt, hoffend auf Tage. Verflogen. Wie nie dagewesen. Nihiliert.
    Tu gschissenes Heimatland, verrecke.

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  2. Klar ist: Wenn jemand akut erkrankt, dann muss man sofort Hilfe leisten, ohne nach Herkunft oder Finanziellem zu fragen (auch wenn das in Ländern wie den USA oder in Südamerika gar nicht selbstverständlich ist; da muss praktisch immer vorher bezahlt werden).

    Und natürlich kenne ich den konkreten Fall nicht. Aber wenn man Rabinovic´ Kommentar analysiert, stellt sich schon die Frage, ob hier nicht gezielter KH-Tourismus vorliegt. Denn sie schreibt selbst davon, dass sie die russischen Befunde mit „langen Spitalsaufenthalten etc.“ übersetzt habe. Zudem seien beide vorher in Polen gewesen. Auch in Behandlung?

    Und: Was hat sie als Patientin an einem Samstag abend im AKH gemacht. da es keine normalen Ambulanzzeiten waren, müsste sie ja ebenfalls einen Notfall gehabt haben…

    Was auffällt, ist, dass dieses Thema nach dem plötzlichen Kreischalarm so plötzlich wieder aus den Medien verschwunden ist. Weder hat Frau Rabinovich begründet, warum sie an einem Samstag abend als „Patientin“ im AKH war, noch gab es weitere Recherchen seitens des ORF oder des Standard.

    Was wohl auch daran liegt, dass einige poster des Standard der Wahrheit ziemlich nahe gekommen sind. Dass es sich – bei allem Verständnis für die medizinische Notwendigkeit – um ein abgekartetes Spiel zweier schon länger in Ö aufhältiger Tschetscheninnen gehandelt hat. Mutter und „Kind“ (18 jahre).

    Traurig: Dass selbst die Pressestelle der Wiener Polizei oder des AKH zu feig ist, den wahren Sachverhalt zu belegen.

    Vorauseilender Gehorsam? Vor wem? Der politischen Korrektheit?

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    1. wenn ich ihren kommentar analysiere, dann wird klar, dass sie einfach nur hetzen. und sorry, warum jemand in einem spital war, das geht wohl wirklich niemanden was an. genauso könnte ich sie fragen, warum denn sie NICHT dort waren. am ende ein abgekartetes spiel jener, die immer gleich aus der ferne wissen, dass ausländerInnen ohnehin nur betrügerInnen und schmarotzerInnen sind? auftragsposter. in wessen auftrag?

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  3. Herr Jenny, Sie sind auf keines meiner Argumente eingegangen, auch wenn diese logisch begründet waren. Und absolut keine Hetze. Denn sehr wohl sehe ich die Notwendigkeit einer medizinischen Versorgung für jeden/jede an, wenn diese begründet ist. Und generalisiert habe ich auch nicht.

    Aber nochmals: Was hat denn Frau Rabinovich an einem Samstag abend in der AKH in der Notaufnahme gesucht? Wenn es ein Notfall war, dann könnte sie das doch begründen, oder? Auch das AKH könnte das, die sind aber wohl aus Datenschutz- und sonstigen Gründen daran gehindert. Und eigenartig, dass beim Notfall der Tschetschenin alle erforderlichen Anamnese Reports aus Russland gleich vorhanden waren…

    Im übrigen: Ich bin bei keiner Partei, und dieser Kommentar stammt von mir selbst. Und sollten kritische Kommentare auf Ihrem Blog so offensichtlich unerwünscht sein: Na, warum machen Sie sich dann die Mühe und bieten eine Kommentarmöglichkeit an?

    Sie könnten sich selbst und Ihrer Glaubwürdigkeit als Blogger und Aktivist etwas Gutes tun, würden Sie manches nicht blind übernehmen. Das macht einen letztlich nur angreifbar. Und dann liest Sie keiner mehr.

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